Können Sie sich noch an meinen Blogbeitrag aus dem letzten Jahr zur Abfallwirtschaftstagung 2018 erinnern?
Zu dem Vortrag „Antriebstrends: Bleibt der Diesel wettbewerbsfähig?“ hatte ich folgende Meinung:
„…Ich persönlich glaube, dass sich im städtischen Nahverkehr die E-Mobilität durchsetzen wird. Ich vermute dies auch in der Abfallwirtschaft, da diese erstens auch im urbanen Umfeld ihr Einsatzgebiet hat und zweitens ebenso ein Stopp-and-Go-Fahrverhalten z. B. bei der klassischen Containersammlung aufweist. Ich denke allerdings, dass für den Fern- und Lastenverkehr der Diesel weiterhin die Antriebsart bleiben wird und hier eine Trendwende noch nicht in Sicht ist.“
Das erste vollelektronische Müllfahrzeug
Etwas mehr als ein Jahr später setzt die Stadt Wien in der Abteilung Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark (MA 48), das erste Elektro-Müllfahrzeug ein. Der benötigte Strom für den Antrieb und die Containerentleerung kommt dabei komplett aus der Steckdose – das bedeutet, dass es keine Motorenemissionen gibt. Die Stadt Wien setzt hier auf ihren „eigenen“ alternativ erzeugten Strom, welcher zum Beispiel aus Deponiegas auf der Deponie Rautenweg und großflächigen PV-Anlagen gewonnen werden kann. Die Lärmemission des neuen Fahrzeuges im Betrieb ist geringer, was eine deutliche Lärmentlastung für die Stadt bedeutet. Ein Müllauto, das im Morgengrauen durch die Stadt fährt und die Anrainer aufweckt, gehört zumindest auf einer der vielen Wiener Sammelrouten der Vergangenheit an.
Pionierarbeit gemeinsam mit Partnern
Die Stadt Wien leistet mit der Inbetriebnahme des ersten vollelektronischen Müllsammelfahrzeuges Pionierarbeit. In Österreich gab es bis jetzt nur Hybride, welche die Stadt Wien in punkto Akku-Ladung nicht überzeugen konnten. Aus diesem Grund wurde in Zusammenarbeit mit den Firmen MAN, M-U-T und Framo dieses Müllsammelfahrzeug entwickelt. Der Antrieb, sowie auch der Betrieb des Fahrzeuges (Verdichtung des Mülls und Containerentleerung) erfolgen vollkommen elektrisch, was eine komplette Neuerung am österreichischen Abfallsammelmarkt darstellt.
Spannend wird nun das erste Jahr im Einsatz. Die MA 48 wird, in wissenschaftlicher Begleitung mit der TU Wien, das Verhalten des Fahrzeuges und der Batterie untersuchen. Hier wird ein besonderes Augenmerk auf Temperatur, unterschiedliche Strecken und Fraktionen (Restmüll, Altpapier, etc.) gesetzt, um das optimale Einsatzgebiet für das elektronische Müllfahrzeug zu finden. Deren Ergebnisse werden hoffentlich dahingehend ausfallen, dass weitere große städtische Entsorger mit dem Einsatz von vollelektronischen Müllfahrzeugen folgen werden.
Das Ergebnis gilt es abzuwarten und ich bin der Meinung, dass anschließend auch die Gesetzgebung gefordert ist, ein passendes Fördermodell zu installieren. Damit schafft man für Gemeinden und Betriebe, neben dem positiven Umweltaspekt, auch passende Rahmenbedingungen, um auf vollelektronische Müllfahrzeuge umzusteigen.
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Technische Details zum Abschluss
Abschließend hier noch ein paar technische Daten des neuen Müllfahrzeuges. Die eingebaute Batterie hat eine Kapazität von 230 kWh. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Elektro-Pkw hat eine Kapazität von 20 bis 40 kWh. Damit hat das Müllauto den ganzen Tag ausreichend Strom für den Einsatz, sowie eine Reichweite von mindestens 100 Kilometern. Eine eigene Steckdose wird für die Batterieladung nicht benötigt. Es kann auf einer 400-Volt-Kraftstromsteckdose aufgeladen werden – der Strom wird über ein Onboarding Ladesystem direkt von Wechsel- in Gleichstrom umgewandelt.
Sie möchten mehr darüber erfahren? Weitere Zahlen und Fakten stellt die Stadt Wien auf ihrer Homepage zur Verfügung.
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