Ein Hauptthema der IFAT 2022, der Weltmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft, war mit Sicherheit die Kreislaufwirtschaft. Ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz soll durch diese geleistet werden. Herkömmliche Recyclingverfahren stoßen hier an ihre Grenzen, die nur durch Weiterentwicklung und zukünftige Technologien überwunden werden können. Ein Beispiel dafür ist das chemische Recycling. Dieses Verfahren wurde vor Ort in einem Panel aus Teilnehmer*innen der Abfallbranche und Verpackungsindustrie, sowie aus dem Technologiebereich diskutiert. Welche Rolle das chemische Recycling im Erreichen der Klimaziele spielt, fassen wir hier kurz für Sie zusammen und führen Prozesse an, die dafür genutzt werden können.
Klimaneutrale Wirtschaft bis 2050 durch Kreislaufwirtschaft?
Bis 2050 soll, laut der Europäischen Kommission, eine klimaneutrale Wirtschaft verwirklicht werden. Zur Erreichung dieses Klimazieles, übernimmt die Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle. Zum bereits bekannten mechanischen Recycling bietet das chemische Recycling hierzu neue Möglichkeiten, Stoffströme wieder dem Kreislauf zurückzuführen. Vor allem im Kunststoffrecycling ist das chemische Verfahren essentiell, da Kunststoffpolymere in ihre chemischen Grundbausteine umgewandelt werden können. Um diese Umwandlung zu erreichen, kommen chemische Prozesse wie Pyrolyse, Vergasung und Verflüssigung zum Einsatz (Umwelt Bundesamt, 2020).
Diese kommen je nach Komplexität der Kunststoffe zur Anwendung. Als erste Stufe werden einfache, recyclingfähige Kunststoffe, die jedoch nicht mechanisch recycelt werden können, mittels Pyrolyse zu einem Pyrolyseöl umgewandelt. Dieses kann dann wieder in den Materialkreislauf eingespeist werden. Bei komplexeren Abfällen wird die Vergasung herangezogen, bei dem der Stoff partiell oxidiert wird. Um hier Klimaneutralität zu erreichen, muss das dabei erzeugte CO2 wieder eingefangen werden, um es dem Kreislauf zurückzuführen. Der dafür benötigte Wasserstoff, soll dabei aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Die Konsequenz daraus ist ein hoher Energiebedarf, der gleichzeitig die Grenzen des chemischen Recyclings aufzeigt.
Investitionen in recyclingfähiges Design und chemisches Recycling
Ein weiteres Ziel für die Ökobilanz ist bis 2045-2050 in Kunststoffprodukten auf komplett fossil-basierte Rohstoffe zu verzichten. Die Kreislaufwirtschaft dient diesem Ziel vorrangig. Alle Strategien zur Erfüllung dieses Klimazieles sind willkommen. Ein Beispiel dafür ist ein recyclingfähiges Produktdesign. Bereits beim Design von Kunststoffen soll auf ihre Recyclingfähigkeit geachtet werden. Es sollen langlebige Mehrwegprodukte geschaffen werden, die gereinigt und wiederverwendet werden können.
Ein Ziel der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen ist 1 Million Tonnen Rezyklat in Kunststoffverpackungen, sowie eine Recyclingfähigkeit von 90% zu erreichen. Es können jedoch nur 40% der Kunststoffe mechanisch recycelt werden. Um die Recyclingquote zu erhöhen und in weiterer Folge die Klimaziele zu erreichen, muss entsprechend auf chemisches Recycling gesetzt werden. Hier gibt es jedoch noch Handlungsbedarf. Sowohl auf Seiten der Verpackungs- und Kunststoffindustrie als auch in der Gesetzgebung, damit die Grundlagen dafür geschaffen werden. Das bedeutet vor allem an die Umsetzung zu denken: Wenn im großen Maße auf das chemische Recyceln gesetzt werden soll, müssen dafür Anlagen geplant, finanziert und gebaut werden.
Fazit
Eines ist klar: Es gilt, für neue Technologien offen zu sein und sich zu überlegen, was für die Umwelt und das Klima am besten ist. Alle Abfallstoffe, die mechanisch recycelt werden können, sollen weiterhin durch diese Methode recycelt werden. Darüber hinaus, muss zukünftig auf chemisches Recycling gesetzt werden. Für die notwendige Umsetzung bedarf es jedoch einer entsprechenden finanziellen und gesetzlichen Unterstützung und Anreizen, um das chemische Recycling zur Erreichung der Recyclingquote einzusetzen. Auch das Thema der erneuerbaren Energie ist hier ein wesentlicher Faktor, um eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen.
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