Was ist eigentlich "agil"?

Lesedauer: 
0 Minuten
Datum: 
13.05.2019
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Inhaltsverzeichnis

Sie sind in aller Munde und kein Weg führt heute mehr daran vorbei – gemeint sind Agilität und agiles Arbeiten. Aber was bedeutet dies eigentlich konkret?

Was ist Agilität konkret? Eine triviale Frage – mit einer nicht so trivialen Antwort. Denn zum Begriff „agil“ lässt sich tonnenweise Literatur finden, was die Einordnung des Begriffs allerdings nicht leichter macht. Werden fünf „Agile Coaches“ mit der Frage konfrontiert, was agiles Arbeiten genau ist, werden diese wahrscheinlich acht unterschiedliche Antworten geben.

Svenja Hofert beschreibt in ihrem Buch „Das agile Mindset“ fünf Ebenen der Agilität.

  1. Agilität als Philosophie
  2. Agilität als Haltung
  3. Agilität als Ansatz zur Unternehmensführung
  4. Agilität als Ansatz zur Personalführung (Fokus auf selbstorganisierte Teams)
  5. Agilität als Prozessframework

Ein breites Feld also, innerhalb dessen für jeden etwas dabei sein sollte. Ganz egal ob HR Mitarbeiter, Projektmanager, Geschäftsführer und Manager (oder vielleicht besser gesagt Führungskräfte?) - Agilität lässt sich überall anwenden.

Legen wir den Fokus an dieser Stelle auf die 5. Ebene, die Prozessframeworks. Hier kommt es häufig zu Problemen, da diese nicht ohne die anderen Ebenen funktionieren kann.

Agilität als Prozessframework

Der bekannteste Vertreter dieser Ebene ist wahrscheinlich Scrum. Scrum gehört zu den agilen Softwareentwicklungsmethoden und basiert auf dem Manifest der agilen Softwareentwicklung. Dieses Manifest definiert Werte und Prinzipien, stellt also eine Philosophie und eine Haltung dar, welche eine Basis für agile Softwareentwicklungsmethoden bilden.

Das bedeutet allerdings auch, dass - wenn eine Organisation diese Philosophie oder Haltung nicht unterstützt oder schlichtweg nicht hat - agile Softwareentwicklungsmethoden nicht funktionieren werden. Kurz gesagt bedeutet dies: wer Scrum macht, muss nicht unbedingt auch agil sein.

Wer auf agiles Arbeiten setzt, muss im Gegenzug aber auch nicht unbedingt Scrum verwenden. Es gibt noch weitere Frameworks. Zudem können auch gänzlich eigene Frameworks definiert werden. Dafür sollte aber eine ausreichende agile Reife im Unternehmen und Erfahrung in bestehenden Frameworks existieren.

Kompliziert, aber machbar

Wer sich mit dem Thema Agilität beschäftigt, bekommt auch recht schnell mit, dass Selbiges nicht unbedingt einfach umzusetzen ist. Was braucht es also, damit ein Einstieg in die Agilität gelingt?

Vor einiger Zeit habe ich folgende These aufgestellt: „Agilität liegt uns Menschen zugrunde und stellt unsere natürliche Handlungsweise dar. Wir haben uns diese lediglich abtrainiert und müssen sie dadurch neu erlernen.“

Versetzen wir uns für einen Moment zurück in die Steinzeit – mit heutiger Sichtweise. Der Stamm hat Hunger, Essen muss somit besorgt werden. Die Jäger setzen sich also zusammen, definieren alle Anforderungen und machen damit einen Plan. Das Mammut – so hat ein Evaluierungsprozess ergeben - muss am nächsten Abend bereit zum Kochen sein, rückwärts geplant hätten sie also vorgestern bereits auf die Jagd gehen müssen. Dies kompensiert der Stamm nun durch mehr Jäger, die gemeinsam auf die Jagd gehen. Ein schönes Bild, aber ich denke, diese Szene wird so nicht stattgefunden haben.

Was wurde damals wirklich benötigt, um erfolgreich zu jagen? Ein Team, welches über alle Kompetenzen verfügt, um das Tier zu jagen – also Fallensteller, Fährtenleser, Schützen, und Weitere. Einen Anführer, der dem Team den Grund ihrer Aktion verständlich macht und das Ziel vorgibt. Einen Plan, der jederzeit angepasst werden kann. Genau dies ist agiles Arbeiten! Warum ist es dann aber so schwer, in der Arbeitswelt wieder agil zu werden?

Ich fürchte, dass die industrielle Revolution daran schuld ist. „Command and Control“ war damals die Philosophie und „mache, was dir gesagt wird“ die entsprechende Haltung. Der Grund dafür war wahrscheinlich die hohe Anzahl an unqualifizierten Arbeitern. Über hundert Jahre wurde dieser Führungsstil angewendet und dadurch – dies ist jedenfalls meine Meinung – ist vieles verloren gegangen.

Um den Einstieg in die Agilität erfolgreich zu gestalten braucht es nicht viel. Mut, Respekt, Offenheit und Vertrauen reicht. Der Weg dorthin ist allerdings lang und kann durchaus schmerzvoll sein.

Agilität, die eierlegende Wollmilchsau?

Nein, und diese Aussage ist definitiv. Agilität passt nicht zu jeder Situation. Unterschiedliche Situationen bedürfen unterschiedlicher Handlungsweisen. Nicht jedes Projekt kann agil durchgeführt werden. Häuser lassen sich beispielsweise nur äußerst schwer agil bauen. Krisensituationen verlangen eher nach „Command and Control“-Ansätzen als Agilität. Aber trotz allem ist es sinnvoll, Agilität zuzulassen. Denn diese wird bereichernd wirken und zu besseren Ergebnissen führen.

Also, hinein in den Felllendenschurz und wecken Sie den Steinzeitmenschen in sich! Ich freue mich auch auf angeregte Diskussionen zu diesem Thema.

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